Temeswar – Timișoara – Temesvár – Темишвар

IKGS-Projekte zur Europäischen Kulturhauptstadt 2023

Temeswar/Timișoara/Temesvár/Темишвар – Europäische Kulturhauptstadt 2023

Temeswar – Timișoara – Temesvár – Темишвар

IKGS-Projekte zur Europäischen Kulturhauptstadt 2023

Nach Hermannstadt/Sibiu 2007 trägt mit Temeswar/Timișoara zum zweiten Mal eine Stadt in Rumänien den Titel Kulturhauptstadt Europas. Zugleich ist Temeswar nach Fünfkirchen/Pécs in Ungarn (2010) und Neusatz/Novi Sad in Serbien (2022) bereits die dritte Kulturhauptstadt, die von der deutschen bzw. donauschwäbischen Kultur mitgeprägt wurde.

Mit ihren verschiedenen Sprach- und Konfessionsgruppen ist das kulturelle Leben der Stadt seit jeher bunt und vielfältig. An diese Tradition knüpfen die Gestalter des Kulturhauptstadtprogramms an und wollen die Stadt – dem Motto „Lass die Stadt durch Dich erstrahlen!“ (rum. „Luminează orașul prin tine!“ engl. „Shine your light! Light up your city!“) folgend – einmal mehr in ihrem Facettenreichtum aufscheinen lassen.

Auch das IKGS trägt mit den verschiedenen Projekten, Publikationen und Kooperationen dazu bei. Was wir uns dabei gedacht haben, können Sie hier nachlesen und in dieser Folge unseres IKGS-Podcasts „Donauwellen. Der Südostcast“ nachhören.

Temeswar/Timișoara

Kleine Stadtgeschichte von Konrad Gündisch und Tobias Weger

Der vom IKGS-Vorstandsmitglied Konrad Gündisch und vom wissenschaftlichen Mitarbeiter Tobias Weger verfasste und in der Reihe „Kleine Stadtgeschichte” erschienene Band malt ein facettenreiches Portrait des wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkts des Temescher Banats. Im Fokus steht das jahrhundertelange Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Sprachen und Religionen. Deutsche, Rumänen, Ungarn, Serben und Juden trugen und tragen zur kulturellen Vielfalt der Stadt bei.

Die „Kleine Stadtgeschichte” setzt chronologisch an, erinnert an das Mittelalter, als Temeswar Residenz des ungarischen Königs Karl Robert von Anjou war. Danach folgt eine intensive Reise durch die spannende Geschichte der Stadt, die sich gleichsam als Geschichte der gesamten Region lesen lässt – von der osmanischen Eroberung über die Eingliederung ins Habsburgerreich, das Ceaușescu-Regime bis hin zum demokratischen Neuanfang nach 1989.

Das Buch empfiehlt sich sowohl für Kenner der Stadt als auch für jene, die die Stadt erstmals für sich entdecken möchten. Und das vor allem, aber nicht nur im Kulturhauptstadtjahr 2023!

Konrad Gündisch, Tobias Weger: Temeswar/Timișoara. Kleine Stadtgeschichte. Verlag Friedrich Pustet: Regensburg 2023.

152 Seiten
EUR 16,95 (kartoniert) | EUR 13,99 (epub eBook)

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe

Rezension in der Siebenbürgischen Zeitung vom 16.4.2023
Rezension von Klaus Steinke in Informationsmittel (IFB)
Buchbesprechung in der Sendung „Akzente“ von TVR1, 23. April 2023 (ab Minute 34:55)

Termine Buchvorstellung

16. Mai 2023, 19 Uhr
München, Haus des Deutschen Ostens (HDO), Am Lilienberg 5, nähere Informationen

29. April 2023, 10:30 Uhr
Ulm, Kultur- und Dokumentationszentrum der Banater Schwaben, Schillerstr. 1, nähere Informationen

27. April 2023, 18 Uhr
Temeswar/Timișoara, Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus, Str. Gheorghe Lazăr 10-12

27. April 2023, 10 Uhr
Temeswar/Timișoara, Centrul de proiecte, Str. Vasile Alecsandri, nr. 1, nähere Informationen

14. Februar 2023, 18 Uhr
Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, nähere Informationen

Impressionen aus Temeswar, April 2023

„Kleine Geschichte des Banats

Umkämpfte Grenzen im östlichen Europa“ von Irina Marin

Die Historikerin Irina Marin beschäftigt sich mit der bewegten Geschichte der multiethnischen und multikonfessionellen Region, deren Hauptstadt Temeswar ist. Die deutsche Fassung, die von Enikő Dácz und Tobias Weger betreut wurde, macht diese zuerst auf Englisch erschienene Monografie nun auch einem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich.

Das Banat stand im geopolitischen Spannungsfeld gleich vierer Imperien: des Heiligen Römischen Reichs, des Habsburgerreichs, des Osmanischen und des Russländischen Reichs. Heute verteilt sich die Region auf Rumänien, Serbien und Ungarn. Marin schildert die Auswirkungen der veränderten Zugehörigkeiten auf die Bewohner des Banats bis in die jüngste Vergangenheit.

Irina Marin: Kleine Geschichte des Banats. Umkämpfte Grenzen im östlichen Europa. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2023.

248 Seiten, mit sechs Karten
EUR 26,95 (gebunden) | EUR 21,99 (epub eBook)

Beiträge in der Zeitschrift „Spiegelungen“

Auch in unserer Zeitschrift Spiegelungen erscheinen anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2023 diverse Beiträge, die sich mit dem kulturellen und historischen Erbe von Temeswar beschäftigen.

Schon in der Ausgabe 1/2022 geht es im Beitrag „Eine architektonische Brücke“ von Angela Ilić um eine weniger bekannte Gemeinsamkeit der drei südosteuropäischen Kulturhauptstädte Rijeka, Novi Sad und Temeswar: Die zwischen 1895 und 1909 errichteten Synagogen, alle drei entworfen vom jüdisch-ungarischen Architekten Leopold/Lipót Baumhorn (1860–1932). Die im neumaurischen Stil erbaute Synagoge in der Temeswarer Fabrikstadt wurde 1899 eingeweiht.

Temeswar zeigt, neben Rijeka und Novi Sad, auf exemplarische Weise den gesellschaftlichen Aufstieg der Juden am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts im Königreich Ungarn. Meistens sehr heterogen in ihrer Zusammensetzung, zählten die jüdischen Bevölkerungsanteile in diesem Zeitraum zu den am schnellsten wachsenden demografischen Segmenten in allen drei Städten. Einwanderung, innerstaatliche Mobilität und natürliches Wachstum machten die Errichtung neuer und größerer Sakralbauten notwendig. Die um die Jahrhundertwende errichteten Synagogen – so auch diejenige in der Temeswarer Fabrikstadt – dienten dazu, die Ansprüche von nicht nur zahlenmäßig wachsenden, sondern auch sozial aufsteigenden Gemeinden zu erfüllen.

Im Heft 1/2023 spannt Tamara Scheer einen Bogen von Temeswar nach Neusatz und stellt verschiedene Aspekte des Alltagslebens in den beiden habsburgischen Garnisonsstädten dar.

Tobias Weger beschäftigt sich in der ersten Folge der neuen Rubrik “Südosteuropäische Spuren in Bayern” mit Gisela von Bayern, einem wichtigen Bindeglied zwischen Bayern und Ungarn im Mittelalter, die als erste Königin Ungarns ihre Spuren auch in Wesprim hinterlassen hat.

Ein nur online veröffentlichter Beitrag von Eleonora Ringler-Pascu stellt das vielfältige und mehrsprachige Theaterprogramm in Temeswar im Kulturhauptstadtjahr vor.

Die Beiträge zu den Kulturhauptstädten Rijeka, Novi Sad und Temeswar finden Sie frei zugänglich auf der Website der Spiegelungen.

Digitalisierungsprojekt zur „Kulturhauptstadt Europas Temeswar 2023“

Das Digitale Forum Mittel- und Osteuropa widmete sich seit 1. November 2021 der Realisierung einer digitalen Sammlung zur „Kulturhauptstadt Europas Temeswar 2023“. Insgesamt ist die Digitalisierung von 240.000 Seiten vorgesehen. Das IKGS war mit über 90 % des Digitalisierungsvolumens als größter Content-Provider an diesem Projekt beteiligt.

Zur Sammlung „Temeswar“ auf DiFMOE

Digitalisierungsprojekt des IKGS-Fotoarchivs

Das IKGS-Fotoarchiv beherbergt mehr als 1.000 Fotografien und historische Ansichtskarten zu Temeswar und zur unmittelbaren Umgebung der Stadt. Diese Bestände wurden 2021 im Rahmen eines vom HDO München finanzierten Erschließungsprojekts auf Digitalisierung vorbereitet mit dem Ziel, sie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Temeswar sowie das Umland der Stadt betreffenden Bilder dokumentieren die urbane Topografie und das Alltagsleben der Stadtbewohner. Darüber hinaus gibt es eine Ansichtskartensammlung, die vor allem aus der Zeit der Habsburgermonarchie stammen, als Temeswar zum Königreich Ungarn gehörte. Sie geben Einblicke in das Bild der im 18. Jahrhundert unter der Führung der Habsburger neu angelegten Innenstadt und der Vorstädte von Temeswar. Bis zum Ersten Weltkrieg bildeten deutsche Stadtbewohner noch die Bevölkerungsmehrheit, die in enger Nachbarschaft und in interethnischem Austausch mit ihren ungarischen, rumänischen, serbischen und jüdischen Nachbarn lebte. Insofern handelt es sich hier um eine wertvolle Dokumentation der Multikulturalität einer südosteuropäischen Stadt.

Weitere Informationen zum Projekt

Digitalisierungsprojekt der IKGS-Fachbibliothek

Im Mittelpunkt des zweiten Digitalisierungsprojekts standen Digitalisierung, Volltexterkennung und Onlinestellung von 215.000 Seiten der Temesvarer Zeitung (erschienen 1852–1940, 1944–1949) aus dem Bestand der IKGS-Bibliothek. Als zweites Periodikum wurden die bereits vorhandenen Digitalisate der jüdischen Wochenzeitung Neue Zeit/Uj Kor des physischen Bestandes aus dem IKGS von 1923–1930 mit den Digitalisaten der Mikrofilme von 1922–1940 komplettiert.

Neben der Neuen Zeit wurden auch alle anderen „Altbestände“ in der Digitalen Bibliothek des DiFMOE mit direktem Bezug zu Temeswar in die neue Kollektion integriert.

Erweitert wurde die Sammlung Temeswar mit einer Auswahl an monografischen Werken, historischen Ansichtskarten, Fotografien, Landkarten und Stadtplänen sowie Theaterplakaten aus dem IKGS. Der im Mittelpunkt stehende Zeitraum spannt sich vom 17. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Weitere Informationen zum Projekt

Projekt „Banatica – Alltagsleben und interethnisches Zusammenleben im Banat im 20. Jahrhundert“

Das Projekt hatte zum Ziel, den Wandel des Alltagslebens der deutschen Bevölkerung im Banat im 20. Jahrhundert sowie die Entwicklung der interethnischen Beziehungen in der Region zu erforschen. Dafür wurden zwei Arten von Quellen genutzt: mündliche Interviews sowie gescannte alte Bilder und Dokumente aus privaten Sammlungen. Ziel war es, historische Quellen der deutschsprachigen Gemeinschaften zu erschließen, wie zum Beispiel Familiengeschichten, die die Erfahrungen mehrerer Generationen widerspiegeln, sowie alte Bilder und Dokumente aus privaten Sammlungen als kulturelle Artefakte, die digitalisiert und von Historikern genutzt sowie der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

Das Projekt wurde vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München vom 1. Mai 2022 bis zum 31. Dezember 2022 durchgeführt und durch das Kulturwerk der Banater Schwaben e. V. aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Forschende und Studierende der Babeș-Bolyai-Universität Cluj-Napoca/Klausenburg, der West-Universität Timișoara/Temeswar und des George Barițiu-Instituts für Geschichte Klausenburg waren ebenfalls beteiligt.

Um die deutschsprachigen Gemeinschaften im Banat besser zu erreichen, arbeitete das Projektteam eng mit dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat (DFDR-Banat) und dem Diözesanarchiv Temeswar zusammen. Das Projekt wurde von Dr. Corneliu Pintilescu (George Barițiu-Institut für Geschichte) koordiniert.

Zur Projektseite (noch im Aufbau)

Podcast #16: Kulturhauptstadt Temeswar 2023: Bücher, Bilder, Banatica

Im Gespräch mit seinen Kolleginnen und Kollegen Konrad Gündisch, Tobias Weger, Enikő Dácz und Angela Ilić stellt Podcast-Host Florian Kührer-Wielach die Angebote und Aktivitäten des IKGS rund um die Kulturhauptstadt 2023 Temeswar/Timișoara vor. 

Podcast anhören

Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm