Wer wir sind
und was wir tun

Wer wir sind und was wir tun

Institutsprofil

Eine europäische Beziehungsgeschichte

Menschen schaffen spezifische Kulturräume, Kulturräume prägen besondere Menschen. Kein Wunder, dass den Regionen Ostmittel- und Südosteuropas eine wachsende Aufmerksamkeit zukommt. Weil sich globale Entwicklungen, Krisen und Konflikte zuerst in den „kleineren Räumen“ abspielen, sich verzögern oder sich spiegeln. Auch weil sich in der Geschichte des Donau-Karpaten-Raumes Modelle des Zusammenlebens finden, die heute wieder als beispielhaft gelten können. Weil unser Blick stets nach Osten gerichtet ist, sei es aus Angst vor dem Unbekannten, sei es, weil wir irgendwo dort ein Stück verlorener Ursprünglichkeit zu finden meinen. Weil wir, wenn wir die kulturelle und sprachliche Vielfalt zwischen Wien und dem Schwarzem Meer erforschen, Fragen an unsere eigene Identität richten.

Geschichten und Geschichte

Was wir finden, sind Geschichten von großen Emotionen und von über Jahrhunderte kultiviertem Pragmatismus, aber auch Lebensläufe voller Leid, Flucht und Vertreibung, geprägt von ideologischen Irrwegen, kollektiven Reinheits- und Exklusivitätsphantasien, Verdrängung und Verleugnung. Es ist die Geschichte von gefühlten, gedachten, gelebten Gemeinschaften, vom Abschiednehmen und von existentiellen Sehnsüchten, Mitgenommenem und Dagelassenem. Wir folgen der großen Erzählung und den vielen kleinen Episoden vom Aufbrechen, Ankommen, Heimkehren die Donau hinab, die Karpaten hinauf. Denn unsere Aufgabe ist es, die Erinnerung an diese Geschichten zu bewahren, sie wissenschaftlich einzuordnen, zu erforschen und einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln: aus Geschichten wird Geschichte.

Ein dicker Knoten im Netzwerk

Diese europäische Beziehungsgeschichte spiegelt sich im Netzwerk des IKGS mit seinen Partnern an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in vielen Ländern und Regionen Europas, mit den Verbänden der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler in Deutschland und Österreich, mit Freunden und Kollegen im Donau-Karpaten-Raum sowie mit regionalen und überregionalen Medien wider. Gemeinsam widmen wir uns relevanten Forschungsprojekten sowie der Durchführung von Fach- und Publikumsveranstaltungen, gemeinsam publizieren wir Quellen, Literatur sowie wissenschaftliche Analysen.

Wir sind Teil des internationalen wissenschaftlichen und kulturellen Diskurses, kommunizieren in vielen Sprachen und arbeiten in verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Fächerübergreifendes Arbeiten ist bei uns mehr als nur ein Schlagwort. Historische, literaturwissenschaftliche und sprachwissenschaftliche Forschungsschwerpunkte finden in kulturwissenschaftlichen Fragestellungen eine gemeinsame Basis.

bewahren – erforschen – vermitteln

Wichtig ist uns, alle Generationen anzusprechen: den forschenden Nachwuchs, die Etablierten, die Kulturschaffenden und -liebhaber, die Erlebnisgeneration, ihre Kinder, ihre Enkel. Jeder Interessierte – Profi oder Laie – ist eingeladen, bei uns zu forschen und sich weiterzubilden: Die institutseigene Fachbibliothek umfasst Bücher und Periodika zur Kultur und Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas sowie zur deutschsprachigen Presse aus zwei Jahrhunderten. Im Archiv des IKGS befinden sich zahlreiche Vor- und Nachlässe namhafter deutschsprachiger Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem Donau-Karpaten-Raum, darunter jene Richard Wagners, Heinrich Zillichs, Paul Schusters und Manfred Winklers.

In unserer wissenschaftlichen Buchreihe im Verlag Friedrich Pustet veröffentlichen wir Sammelbände und Monographien. In den Spiegelungen, unserer halbjährlich erscheinenden Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, beschreiten wir stets mehrere Wege gleichzeitig, um unser Ziel – in Form von Schwerpunktthemen – zu erreichen. Die Kombination aus wissenschaftlichen, literarischen und feuilletonistischen Beiträgen ermöglicht einen ungewöhnlich hohen Grad an Intertextualität und Vielfalt publizistischer Gattungen.

Hybridität ist für uns nicht nur eine analytische Kategorie, sondern zunehmend auch eine Form der Öffentlichkeitsarbeit – neben unseren Printpublikationen, unseren Veranstaltungen, der Bibliothek und dem Archiv sowie unseren Aktivitäten in der akademischen Lehre finden sich unsere Spuren auch immer deutlicher im World Wide Web.

Neben der laufenden Arbeit für unsere Publikationen und die halbjährlich erscheinenden Spiegelungen führen die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IKGS gemeinsam mit Projektmitarbeitern und Partnereinrichtungen eine Vielzahl von Forschungsvorhaben durch. Von der Bearbeitung und Kartierung von Vor- und Nachlässen, über die Arbeit an diversen Tagungs- und Sammelbänden bis hin zu institutsübergreifenden Projekten – das Themenfeld ist breit. Hier finden Sie einen Überblick über die aktuellen Forschungsprojekte, denen wir am IKGS in München und anderswo zurzeit nachgehen.

Das IKGS wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.