„Das Übersetzen rumänischer Texte aktiviert so etwas wie eine alternative Existenzweise in mir“ | Larisa Cercel im Gespräch mit Ernest Wichner

Ernest Wichner ist der Johann-Heinrich-Voß-Preisträger 2020. Der Preis wird seit 1958 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung „für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Übersetzung“ verliehen. Ausgezeichnet wurde Wichner „für seine einzigartigen Verdienste um die rumänische Literatur“. 2025 erhielt er den Hieronymusring. Dieser wurde 1979 vom VdÜ gestiftet und wird alle zwei Jahre weitergereicht. Damit wird Ernest Wichner für seine Übertragungen rumänischer Prosa und Lyrik gewürdigt.

Larisa Cercel, die im Bereich der Translationswissenschaft an den Universitäten Leipzig und Freiburg arbeitet, sprach mit ihm für die „Spiegelungen“.

Hier geht es zum Interview

Projektstart: Erschließung von Hugo Grothes historischen Bildern

Am 2. September 2025 begann die Arbeit an der ersten Phase des Projektes „Erschließung, Zugänglichmachung und Präsentation historischer Bilder von Dr. Hugo Grothe“. Es geht um die detaillierte Erschließung von mehreren Hunderten Fotografien des Juristen, Geografen, Ethnologen, Fotografen und Orientalisten Albert Louis Hugo Grothe (1869–1954), die sich im IKGS-Fotoarchiv befinden.

Das Projekt wird von PD Dr. Angela Ilić geleitet, Projektbearbeiter ist Benedikt Arnold.

Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales finanziell gefördert. In der zweiten Phase werden die Bilder durch DiFMOE (Digitales Forum Mittel- und Osteuropa) digitalisiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Mehr über das Projekt erfahren Sie hier.

© Foto: Laura Schmid/IKGS

Kurzrezension zum Band „Bewegung – Organisation – Ideologie“

Im Historisch-Politischen Buch (HPB) 73 (2025) H. 1, S. 122 ist eine Kurzrezension des Bandes 13 (60) der Danubiana Carpathica, „Bewegung – Organisation – Ideologie. Sportliche Mobilisierung in Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert“ erschienen. Den Band haben PD Dr. Angela Ilić und PD Dr. Tobias Weger ediert. Matthias E. Cichon schreibt: „Als Anknüpfungspunkt für weitere Studien ist die Ausgabe mehr denn einen Blick wert. Die Lektüre lohnt.“

Der Band „Bewegung – Organisation – Ideologie“ kann hier bestellt werden.

Besprechung mit Jan Schrastetter von DiFMOE

Am 27. August besuchte Jan Schrastetter vom Digitalen Forum Mittel- und Osteuropa das IKGS. Im Mittelpunkt des Arbeitsgesprächs mit PD Dr. Angela Ilić, Jana Augustin und Dr. Florian Kührer-Wielach standen die von DiFMOE aktuell durchgeführte Standardisierung und Erweiterung der Georeferenzierung vor allem mit Blick auf das laufende Projekt der Zugänglichmachung von Bildern aus der Gottschee sowie Besprechungen von zukünftigen gemeinsamen Projekten.

Zahlreiche IKGS-Bestände – darunter Bücher, historische Fotografien, Ansichtskarten, Landkarten und Theaterplakate – sind auf DiFMOE zu finden.

Foto: © Laura Schmid/IKGS

Doppel-Folge „Spiegelungen“-Podcast | Oleg Serebrian und seine Übersetzerin Anke Pfeifer im Gespräch | Oleg Serebrian în dialog | Rumänisch und Deutsch

Mit dem Schriftsteller, Historiker, Politikwissenschaftler und Diplomaten Oleg Serebrian spricht Enikő Dácz über seine mehrfachen beruflichen Identitäten und die Herausforderungen, die sich ergeben, wenn man als Historiker und Diplomat einen Roman verfasst. Der Autor berichtet über den inneren Zwang zu schreiben und den langen Weg zum ersten literarischen Buch, hinter dem zunächst ein wissenschaftliches Vorhaben stand.

„Cântecul mării”/„Tango in Czernowitz” erzählt eine Bukowiner Familiengeschichte aus einer Zeit, die in der rumänischen Literatur erst seit kurzem mehr Aufmerksamkeit bekommt. Das Scheitern der multiethnischen Region und des Individuums vor der Geschichte stellen auch Fragen nach dem fehlenden Kollektiv und den Möglichkeiten der Literatur, das kollektive Gedächtnis zu gestalten. Serebrian bietet auch einige Einblicke in die literarische Szene der Republik Moldau.

Anschließend an das Gespräch mit dem Autor schildert Anke Pfeifer die Aktualität des Romans, die sie ins Deutsche übertragen hat. Sie reflektiert die Herausforderungen, die die Mehrsprachigkeit der Bukowina mit sich bringt und erklärt die sonst in Romanen unüblichen Fußnoten.

„Reacția trebuie să fie comună …“. Oleg Serebrian în dialog

Enikő Dácz discută cu scriitorul, istoricul, politologul și diplomatul Oleg Serebrian despre multiplele sale identități profesionale și despre provocările care apar, când un istoric și diplomat scrie romane. Autorul reflectă nevoia interioară de a scrie și lungul drum până la primul roman inspirat de un proiect științific.

„Cântecul mării”/„Tango in Czernowitz” prezintă istoria unei familii din Bucovina dintr-o perioadă care abia recent primește mai multă atenție în literatura română. Eșecul regiunii multietnice și al individului în fața istoriei ridică întrebări despre lipsa unui collectiv și posibilitățile literaturii de a modela memoria colectivă. În acest context Serebrian reflectă și literature contemporană din Republica Moldova.

Zum Podcast auf Rumänisch

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© Foto: Wikipedia

Nachruf | „Und dann?“ Franz Hodjak hinterlässt lebendigste Ratlosigkeit

Georg Aescht blickt im Nachruf auf Franz Hodjak auf das im Zeichen der Literatur stehenden Leben des Freundes, Dichters und langjährigen Lektors der deutschsprachigen Abteilung des Dacia Verlags zurück, der am 6. Juli 2025 im Kreise seiner Familie verstorben ist.

„Es ist wie immer bei Franz Hodjak: Alles steht in dem Gedicht, alles, worum es geht, das Leben und die Freiheit, ‚selbstverständliche dinge‘ – und zugleich, dass sie nicht selbstverständlich sind, ja dass es sie nicht eigentlich gibt: ‚alle käfige der welt‘ lassen sich allenfalls ‚eine gedenkminute lang‘ öffnen. Für die Freiheit wie das Leben gilt die Einsicht: ‚eine sache, denkst du, macht sich / am eindringlichsten bemerkbar // durch ihre abwesenheit. du denkst es / und ein jahrzehnt ist um.‘ (‚flieder im ohr.‘ Bukarest 1983, S. 11).

Acht Jahrzehnte sind um. Dahin sind Jahrzehnte der nimmermüden ‚sentimentalischen‘ Forderungen und Aufforderungen, der schönen Ausblicke auf Bilder einer wunden Welt und der tiefenscharfen Einblicke in ihre Abgründe. Freiheit heißt das beständige Ausrufungszeichen in Franz Hodjaks Sagen und Tun, dahinter aber, am Ende steht immer das Fragezeichen: Die Schutzengel stürzen (sich) aus dem Himmel, einer klatscht just auf den Balkon. ‚Zuerst denkst du, // Gott sei Dank, er hat mich / nicht erschlagen. Und dann?‘ (‚Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt.‘ Weilerswist 2008, S. 30).

Mit diesem Fragezeichen, dem ‚Und dann?‘, hat er seine Leser alleingelassen, ohne ‚trostworte‘, dafür mit den seinen. ‚Ich habe die Worte immer umgedreht, / damit ich ihr Gesicht sehe.‘ (‚Ich verirrte mich im Nadelöhr‘. Dresden 2024, S. 5) Man darf sie weiter umdrehen, damit man sein Gesicht sieht.“

Zum ganzen Nachruf…

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