Vom 15.–17.12.2017 findet in Bad Kissingen ein Seminar zum Thema “Sachsen, Rumänen, Roma und andere Begegnungen mit einem multiethnischen und -kulturellen Rumänien in Dokumentar- und Zeitzeugenfilmen” statt.

Rumänien hat in Deutschland teilweise ein sehr negatives Image. Dieses wurde über Jahrzehnte von den Medien geformt. Die wenigen in Rumänien tätigen westlichen Journalisten berichten – wie überall – vor allem von negativen Ereignissen: Krisen, Katastrophen, Korruption. Wer Rumänien aber aus eigener Anschauung kennen gelernt hat, kennt auch andere Seiten: gastfreundliche Menschen, wunderbare Landschaften. Es ist die Intention dieses Seminars mehrere, weitgehend unbekannte, in den letzten Jahrzehnten entstandene Dokumentar- und Zeitzeugenfilme über in Rumänien lebenden Personen aus verschiedenen Ethnien und ihre Lebenswelten zu zeigen. In Rumänien leben zahlreiche ethnische Minderheiten, die größten sind die Roma und Ungarn. Einst lebten in den Grenzen des heutigen Rumänien auch rund 600.000 Deutsche, vor allem Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, daneben aber auch weitere kleine Gruppen. Die Deutschen Rumäniens sind gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geflohen oder wurden deportiert. Seit den frühen 1960er Jahren bis 1989 wurden rund 220.000 von der Bundesregierung abgekauft und konnten nach Westdeutschland auswandern. Nach der rumänischen Revolution verließen weitere Deutsche das Land. Rumänien hat mehrfach, so im Sozialismus durch die Landflucht und Industrialisierung, nach der Wende durch Deindustrialisierung und zuletzt nach dem EU-Beitritt, jeweils einen grundlegenden – von unterschiedlichen Vorzeichen geprägten – sozialen Wandel mitgemacht. Das Leben in den großen Städten eifert dem in der westlichen Welt nach. Daneben gibt es aber entvölkerte und zurückgelassene Dörfer mit Menschen ohne zentrale Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, die das Feld mit Pferden und Pflügen bearbeiten und nur Subsistenzwirtschaft betreiben, fast ohne erreichbare Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Ebenso gibt es noch fast archaisch lebende Gruppen in Rumänien, wie die Roma und die Schafhirten. Diese Lebenswelten werden durch die gesellschaftliche Modernisierung bedroht und sind normalerweise für Außenstehende verschlossen. Durch Dokumentarfilme kann man in sonst unbekannte Lebenswelten Einblick nehmen.

Es ist vorgesehen folgende Filme zu zeigen und mit einigen der Regisseure über sie zu diskutieren: Die Leute von Michelsberg (1984) und Grüße aus der Alten Heimat (1991) von Peter Miroschnikoff, ehemaliger ARD-Korrespondent für Südosteuropa; Gherdeal/Gürteln (2004) und Die Siebenbürger Sachsen und ihre Häuser (2014) von Thomas Beckmann und Martin Nudow; Auf der Kippe (1996) von Andrei Schwartz; „Zigeunertränen“/Romane Iasfa (2006) von Luminiţa Mihai Cioaba; „Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder“ (2015) von Claudia Funk; La drum – Auf dem Weg (1997) von Dumitru Budrala; Im Schatten der Karpaten. Rumäniens Weisheit. Rumäniens Reichtum (2015) von Detlev Konnerth. Aus der Werkstatt von Manuel Stübecke: „Sie sollen sich nicht lassen…“  gibt es 12 unfertige Filmporträts von Persönlichkeiten.

Die Tagung beginnt am Freitagabend mit dem gemeinsamen Abendessen und ist am Sonntag nach dem Mittagessen zu Ende. Die Teilnahme kostet 60 € (ermäßigt für Studierende, Teilnehmer aus Ostmitteleuropa, Bedürftige: 20 €) und ggf. EZ-Zuschlag 20 €, zuzüglich 3,50 € Kurtaxe, jeweils für den gesamten Zeitraum. Der Teilnahmebeitrag beinhaltet Unterkunft, Verpflegung und Programmkosten. Auf Wunsch können wir Ihnen das detaillierte Programm der Tagung sowie ein Anmeldeformular zusenden. Bitte melden Sie sich umgehend, spätestens bis zum 1. Dezember 2017, bei uns an. Anmeldungen und Anfragen sind unter dem Stichwort: „Filme“ ab sofort möglich an: Gustav Binder, „Der Heiligenhof“, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefon: 0971/ 714 714, Fax: 0971/714 747 oder per Mail an: studienleiter [ät] heiligenhof.de.