32. Internationale Siebenbürgische Akademiewoche

„Jugend in Bewegung – Vereine und Zusammenschlüsse als zivilgesellschaftliches, kulturelles und politisches Phänomen im Donau-Karpaten-Raum“

 

Unter dem Titel „Jugend in Bewegung“ beschäftigte sich die diesjährige 32. Siebenbürgische Akademiewoche von Studium Transylvanicum mit einem breiten Themenbereich und dabei auch implizit mit sich selbst. Initiiert vom Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, zielt diese Veranstaltung – inzwischen mit aktiver Unterstützung des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) – seit 1986 darauf ab, an Siebenbürgen interessierte Nachwuchswissenschaftler miteinander zu verbinden. Jugendvereine und zivilgesellschaftliche Zusammenschlüsse sind daher ein Thema, das der Veranstaltung traditionell nahesteht. Die diesjährige Ausgabe der Akademiewoche fand von 12. bis 17. Juni in Neppendorf (rum. Turnișor) statt. In den Räumlichkeiten der dortigen Evangelischen Akademie Siebenbürgen sowie in unterschiedlichen Instituten im nahegelegenen Hermannstadt (rum. Sibiu) wurde der Themenbereich Jugend und Zivilgesellschaft dann eine Woche lang ausgiebig diskutiert.

Den Start machte am Montagvormittag der Vortrag Stefanie Lutschs (Erlangen) zum Thema Rückwanderungspotential der Siebenbürger Sachsen nach Rumänien, welcher insbesondere bei Teilnehmern aus der Region auf großes Interesse stieß. Nach ausgiebigen ersten Diskussionen hielt der Nachmittag dieses ersten Tages dann auch gleich Kulturprogramm bereit – die Teilnehmer der Akademiewoche besichtigten gemeinsam das ASTRA-Freiluftmuseum der traditionellen Volkskultur bei Hermannstadt.

Den zweiten Konferenztag läutete Andreea Dumitru aus Hermannstadt mit ihrem Vortrag zu interethnischen Ehen zwischen Siebenbürger Sachsen und Rumänen im heutigen Siebenbürgen ein und schloss damit an die aktuellen Fragen in Bezug auf Siebenbürger Sachsen an, die schon am Montag besprochen worden waren. Auch der restliche Dienstag stand ganz im Zeichen der siebenbürgisch-sächsischen Kultur. Der Restaurator und Archäologe Robin Gullbrandsson (Floby/Falköping, Schweden) führte die Teilnehmer am Nachmittag in zwei siebenbürgisch-sächsische Kirchenburgen, nach Großau (rum. Cristian) und Reußmarkt (rum. Miercurea Sibiului). Am Abend folgte in den Räumlichkeiten der Stiftung Kirchenburgen im Bischofpalais der evangelischen Kirche A. B. in Hermannstadt ein öffentlicher Vortrag des Hildesheimer Diplom-Restaurateurs Ralf Buchholz zu seinen aktuellen Restaurationsarbeiten in Siebenbürgen.

Am Mittwochvormittag begrüßte das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien die Teilnehmer der Akademiewoche in seinem Hermannstädter Büro. Der Geschäftsführer des Forums, Benjamin Józsa, stellte die Forumsarbeit im Allgemeinen vor, gefolgt von einem Vortrag zu deutscher Jugendarbeit in Rumänien von Paul Binder, dem Vorsitzenden des Jugendforums Kronstadt (rum. Braşov). Zurück in Neppendorf starteten die Teilnehmer mit einem Vortrag zu Jugendvereinen im Burzenland von Emese Veres (Budapest) in den Nachmittag. Es folgten eine Präsentation zur Lautverschiebung im Siebenbürgisch-Sächsischen von Stephanie Schappes (Nordheim) und einige praktische Ausführungen zur Arbeit der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland von Bettina Mai (München).

Einen besonderen Einblick in den aktuellen Stellenwert der deutschen Kultur in Siebenbürgen bot dann der Donnerstagvormittag, an dem ein Besuch im Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt auf dem Plan stand. Auf Einladung der Direktorin Monica Hay stellten der dortige Lehrer Hugo-Alexander Frohn und einige seiner Schüler den Teilnehmern der Akademiewoche aktuelle Projekte der Schule vor, worauf der Impulsvortrag „Zivilgesellschaft und Vereinswesen in Südosteuropa“ von Klaus Roth (München) folgte. An viele der von ihm vorgestellten Ideen knüpfte das weitere Tagungsprogramm am Nachmittag direkt an, etwa mit einem Vortrag zum rumänischen Verein „Junimea“ und seinem historischen Einfluss von Markus Bauer (Berlin) oder Ausführungen zum Siebenbürgen-Bild in der englischen Phantastik des 19. Jahrhunderts von Pasha Tavakoli (Paris). In den Abendstunden folgte schließlich noch eine angeregte Diskussion zum Format der Siebenbürgischen Akademiewoche selbst und zu den Planungen für die nächstjährige Ausgabe.

Der letzte Veranstaltungstag begann mit einem Vortrag zur Ungarndeutschen Jugend von Zsolt Vitári (Fünfkirchen/Pécs) und zur rumänisch-deutschen Jugend in der Zeit der Königsdiktatur von Philippe Blasen (Bertrange, Luxemburg und Klausenburg/Cluj-Napoca). Am Nachmittag begrüßten Ruth István und Sebastian Bethge von der Stiftung Kirchenburgen die Teilnehmer ein weiteres Mal in Hermannstadt, um Einblicke in die laufende Arbeit der Stiftung in Siebenbürgen zu geben. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung am Freitagabend mit der Eröffnung der ebenfalls an diesem Wochenende stattfindenden Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde in der Aula des Brukenthal-Gymnasiums. Die Eröffnungsrede hielt Harald Heppner (Graz), der in seinem Vortrag die Region Siebenbürgen im Europa des 18. Jahrhunderts verortete. Einige Teilnehmer der Akademiewoche nahmen an den Folgetagen noch an weiteren Vorträgen der Tagung teil, für die anderen hieß es am Samstagvormittag aber Abschied nehmen. Bis zum nächsten Jahr – mit der dann 33. Ausgabe der Siebenbürgischen Akademiewoche.

Ralf Grabuschnig