Georg Aescht blickt im Nachruf auf Franz Hodjak auf das im Zeichen der Literatur stehenden Leben des Freundes, Dichters und langjährigen Lektors der deutschsprachigen Abteilung des Dacia Verlags zurück, der am 6. Juli 2025 im Kreise seiner Familie verstorben ist.

„Es ist wie immer bei Franz Hodjak: Alles steht in dem Gedicht, alles, worum es geht, das Leben und die Freiheit, ‚selbstverständliche dinge‘ – und zugleich, dass sie nicht selbstverständlich sind, ja dass es sie nicht eigentlich gibt: ‚alle käfige der welt‘ lassen sich allenfalls ‚eine gedenkminute lang‘ öffnen. Für die Freiheit wie das Leben gilt die Einsicht: ‚eine sache, denkst du, macht sich / am eindringlichsten bemerkbar // durch ihre abwesenheit. du denkst es / und ein jahrzehnt ist um.‘ (‚flieder im ohr.‘ Bukarest 1983, S. 11).

Acht Jahrzehnte sind um. Dahin sind Jahrzehnte der nimmermüden ‚sentimentalischen‘ Forderungen und Aufforderungen, der schönen Ausblicke auf Bilder einer wunden Welt und der tiefenscharfen Einblicke in ihre Abgründe. Freiheit heißt das beständige Ausrufungszeichen in Franz Hodjaks Sagen und Tun, dahinter aber, am Ende steht immer das Fragezeichen: Die Schutzengel stürzen (sich) aus dem Himmel, einer klatscht just auf den Balkon. ‚Zuerst denkst du, // Gott sei Dank, er hat mich / nicht erschlagen. Und dann?‘ (‚Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt.‘ Weilerswist 2008, S. 30).

Mit diesem Fragezeichen, dem ‚Und dann?‘, hat er seine Leser alleingelassen, ohne ‚trostworte‘, dafür mit den seinen. ‚Ich habe die Worte immer umgedreht, / damit ich ihr Gesicht sehe.‘ (‚Ich verirrte mich im Nadelöhr‘. Dresden 2024, S. 5) Man darf sie weiter umdrehen, damit man sein Gesicht sieht.“

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