Erschließung und Digitalisierung
Sicherung des Nachlasses von Robert Reiter
Ziel des Projektes ist die Erschließung, Zugänglichmachung und öffentlichkeitswirksame Präsentation des Nachlasses des Banater Autors, Publizisten und Kulturvermittlers Robert Reiter (1899–1989). Mit der Erschließung und Teildigitalisierung wird der Nachlass der Forschungsgemeinschaft sowie der interessierten breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sodass die im Nachlass veranschaulichten transnationalen und kulturellen Verflechtungen in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa am Banater Beispiel vor Augen geführt und bei zukünftigen Forschungsprojekten leichter untersucht werden können.
Robert Reiter wurde am 6. Juni 1899 in Temeswar/Temesvár/Timișoara geboren und begann das Studium der Germanistik in Budapest, nach dem Ersten Weltkrieg und den Revolutions- und Nachkriegsereignissen setzte er es in Wien fort. Seit 1917 war er Mitarbeiter der renommierten avantgardistischen Zeitschrift von Lajos Kassák Ma [Heute]. In den 1920er-Jahren kehrte Reiter aus familiären Gründe nach Temeswar zurück, wurde Redakteur der Banater Deutschen Zeitung und begann ausschließlich in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Ein neuer biografischer Bruch erfolgte 1945, als Reiter als Angehöriger der deutschsprachigen Minderheit in Rumänien zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt wurde und erst 1949 nach Temeswar zurückkehrte. Er übernahm erneut seine führende Rolle im deutschsprachigen literarischen und kulturellen Feld und publizierte nun unter dem Pseudonym Franz Liebhard. In den 1950er- und 1960er-Jahren gehörte er zu den Vertretern der sogenannten „sozialistischen Aufbaulyrik“ und verfasste Gedichte über Heimatliebe und das Engagement für das sozialistische Rumänien sowie das kommunistische Regime. Zudem war er zeitweise auch am Deutschen Staatstheater und in der ungarischen Theaterabteilung in Temeswar tätig. Gleichzeitig setze er sich für die nachkommende Generation von Literaten ein. U. a. diese Vermittlungsrolle bedarf im Lichte seines Nachlasses einer genauen Untersuchung. Er verstarb am 17. Dezember 1989 in Temeswar.
Zu den besonders nennenswerten Inhalten des Nachlasses zählen u. a. ca. 30 Seiten autobiographische Aufzeichnungen, Briefe Robert Reiters aus der Zwangsarbeit in der Sowjetunion sowie 15 bislang unveröffentlichte Gedichte des Autors. Zudem gibt es eine Vielzahl historischer und geografischer Karten z. B. zur Wojwodschaft Serbien und dem Temescher Banat aus dem 19. Jahrhundert, zur Stadt Werschetz/Vršac aus dem 20. Jahrhundert sowie handgezeichnete Pläne wie z. B. einen Siedlungsplan von Sanktandreas/Sânandrei (Rumänien) aus dem 19. Jahrhundert. Auch die Werke Dritter sind vertreten: Typoskripte und Zeitungsartikel von anderen Autoren zum Thema Theater in Temeswar sowie handgeschriebene und maschinengeschriebene Theaterstücke (u. a. von Adam Müller-Guttenbrunn), handschriftliche Tagebücher aus den 1840er-Jahren beziehungsweise der Zwischenkriegs-/ Kriegszeit und Gedichte von Lajos Kassák.
Der Nachlass von Robert Reiter wurde dem IKGS von seiner Tochter Helga Reiter-Ciulei überlassen.
Das Projekt wird vom Kulturwerk der Banater Schwaben gefördert (Mai–September 2025).
Eszter Stricker
Projektmitarbeiterin
Leitung Projektbereich Erschließung/ Zugänglichmachung: Jana Augustin, M. A.
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Enikő Dácz
Gefördert von:


