CfA: Nachwuchsseminar und Exkursion für Studierende und Doktoranden | Erinnerungsorte und Räume im habsburgischen Südosten Europas

Zeit und Ort: 26.9. bis 28.9.2022, Raum Hermannstadt/Sibiu, Südsiebenbürgen

Leitung: Kurt Scharr (Innsbruck), Florian Kührer-Wielach (München)

Veranstalter: Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa (KGKDS), Tübingen; Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), München; Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL), Tübingen

Die Veranstaltung richtet sich an Studierende höherer Semester sowie Doktorand*innen aller Disziplinen, insbesondere aus den Bereichen Geschichtswissenschaft, Geographie, Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft. Das Seminar findet nach zwei Vorbesprechungsterminen (online) en route im Raum Hermannstadt und Umgebung statt. Die Ergebnisse werden im Rahmen der anschließenden Tagung „Zwischen Bollwerk und Brücke? Der habsburgische Südosten Europas. Kultur-Raum-Konzepte seit dem 18. Jahrhundert“ (28.09.–01.10.2022) in Hermannstadt präsentiert. Die Teilnahme an der Tagung wird vorausgesetzt.

Seminarinhalte
Das 20. Jh. weist markante Brüche auf. Dazu gehören 1918, 1945 und die Jahre der Wende 1989/91. Sie alle veränderten staatliche Grenzen, politische Zugehörigkeiten und ethnische Zusammensetzung dieses Raumes gravierend. Geographische Bilder und räumliche Vorstellungen begleiteten hingegen im Vorfeld entscheidend diese Entwicklungen und prägen unsere Perspektiven bis heute. Sie setzen im 18. Jh. ein, als sich sowohl das Zaren- wie auch das Habsburgerreich in ihrer Machtausdehnung in diesen südosteuropäischen, vermeintlichen Peripherraum vorschoben. Zudem erhielten zunächst weitgehend imperial gedachte Räume spätestens zur Mitte des 19. Jh. massive Konkurrenz seitens nationalstaatlicher Konzepte, die auf eine weitergehende Homogenisierung des Raumes gerichtet waren als zuvor. Die Diskussion rund um das Weltkriegsgedenken 2014/18 hat gezeigt, dass Raumkonzeptionen und damit verbundene Vorstellungswelten ein Forschungsdesiderat darstellen. Im Zentrum der Tagung steht die Diskussion von Raumkonzeptionen und -theorien, mit einem Fokus auf Mittel- und Südosteuropa seit dem 18. Jh., unter Miteinbeziehung der jeweils zeitgenössischen Öffentlichkeit des politischen und gesellschaftlichen Feldes.
Das Nachwuchsseminar will hier in zweifacher Form eine Vertiefung erarbeiten. Zunächst gilt es, die Thematik inhaltlich um den Aspekt der Erinnerungsräume zu erweitern. Auf Basis von Texten und Quellen erfolgt ein individuelles Studium sowie die Diskussion mit der Seminarleitung. In einem zweiten Schritt werden diese Ergebnisse in einem Feldpraktikum vor Ort am Objekt geschärft und für die Präsentation während der Tagung aufbereitet. Dafür wird von drei inhaltlichen wie räumlich konkreten Ansatzpunkten ausgegangen:

  • Perspektive habsburgischer Eroberung
  • Multiperspektivität von Herrschaft & Inbesitznahme
  • Konfessionelle Vielfalt & politische Dominanz

 

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Teilnahme
Interessierte werden gebeten, sich bis zum 1. März 2022 um eine Teilnahme am Seminar mit folgenden Unterlagen ausschließlich in elektronischer Form zu bewerben:

  • Motivationsschreiben (max. 2.500 Zeichen), in dem die Gründe für eine Teilnahme am Seminar erläutert werden und welche Voraussetzung der*die Bewerber*in mitbringt;
  • tabellarischer Lebenslauf mit vollständiger Anschrift, Email- und Postadresse.
    Die Veranstalter übernehmen die Fahrtkosten der Teilnehmer*innen sowie die Kosten für die Unterkunft und für die Verpflegung vor Ort von 26.9. bis zum 1.10.2022. Ein Unkostenbeitrag von 50.- € wird mit den Reisekosten verrechnet.

Die Bewerbung ist an Florian Kührer-Wielach (kuehrer@ikgs.de) zu schicken. Die ausgewählten Teilnehmer*innen werden bis zum 14. März 2022 benachrichtigt und erhalten anschließend von den Veranstaltern weitere Informationen und Unterlagen für die Vorbereitung.

Call for Papers: Zwischen Bollwerk und Brücke? Der habsburgische Südosten Europas – Kultur-Raum-Konzepte seit dem 18. Jahrhundert

Tagungstermin: 28.9. bis 1.10.2022

Tagungsort: Institutul de Cercetări Socio-Umane/Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften,  Sibiu/Hermannstadt, Rumänien

Keynotes: Emil Brix (Direktor der Diplomatischen Akademie, Wien) und Emil Hurezeanu (Botschafter von Rumänien in der Republik Österreich)

Tagungsleitung: Rudolf Gräf (Hermannstadt), Kurt Scharr (Innsbruck), Florian Kührer-Wielach (München)

Veranstalter: Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa e. V., Tübingen, Mathias Beer; Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Kurt Scharr; Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München, Florian Kührer-Wielach; Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften Hermannstadt, Rumänische Akademie der Wissenschaften, Rudolf Gräf; in Kooperation mit der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg und der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt

Konferenzsprachen: Deutsch/Englisch/Rumänisch.

Die Tagung wird live gestreamt und nachträglich online verfügbar gemacht.

We cease to consider so many geographical complexes as simple linear boundaries. And we also become aware that ancient boundaries were never, so to speak, linear; more often they were zones […] every historical unit, every regulated society, seemed to form ipso facto a geographical personality in the past. […] it is no longer a question of finding at all costs a network of lines, a definite bound enclosing with more or less success a piece of territory: it is not the definite bound or frame that is of prime importance, but the thing framed or bounded – the expressive and living centre of the the picture. The rest is only a margin.
Lucien Febvre: A Geographical Introduction to History, London 1932 (1. Aufl. 1925), S. 304 u. 308.

Als der französische Historiker Lucien Febvre 1922 sein Buch La Terre et l‘évolution humaine. Introduction géographique à l‘histoire (aus dem hier in der englischen Ausgabe zitiert wurde) veröffentlichte, lag das Ende des Ersten Weltkrieges gerade vier Jahre zurück und die Pariser Friedensverträge waren eben in Kraft getreten, ihre langfristigen Folgen noch nicht absehbar. Sie sollten Europa ‚neu‘ ordnen. Febvre konzipierte, entgegen dem Zeitgeist, bereits eine bewusst transnationale Geschichte des Raumes.

Die Kommission für Kultur und Geschichte der Deutschen in Südosteuropa (KGKDS) oszillierte seit ihrer Gründung im Jahr 1957, wie auch andere Einrichtungen, selbst zwischen zurückblickenden und pluralistischen Standpunkten in punkto Raumvorstellungen. Sie bewegte sich damit in einem Kontext des vorherrschenden Zeitgeistes. Allerdings war ihr Forschungsauftrag zugleich und von Beginn an mit einer Dialektik in Bezug auf ihren Forschungsraum konfrontiert: Spätestens nach 1945 und vor allem mit den Jahren der Wende 1989/91 hatten sich staatliche Grenzen, politische Zugehörigkeiten und ethnische Zusammensetzung dieses Raumes so gravierend verändert, dass die Geschichte der Deutschen in Südosteuropa nicht mehr in linearen Vorstellungswelten der Großmächte vor 1918 gedacht und geschrieben werden konnte. Darin und in der Brutalität seiner Umsetzung unterscheidet sich der Bruch von 1945 auch von jenem von 1918. „The expressive living centre of the picture“ – wie das Febvre beschreibt – also auch die ‚Zonen des Überganges‘ und gegenseitiger Beeinflussung, wurden allmählich zum zentralen Gegenstand des forschenden Interesses.

Geographische Bilder, wie wir sie etwa im Schulunterricht einlernen, aber auch aus der Politik kennen, wenn es etwa um Fragen der Schengen-Grenze oder künftige EU-Erweiterungen geht, prägen unsere Raumvorstellungen. Sie bauen allesamt auf einer Entwicklung auf, die im 18. Jahrhundert massiv ansetzt, als sich sowohl das Zaren- wie auch das Habsburgerreich in der Machtausdehnung ihrer Zentren in diesen südosteuropäischen, vermeintlichen Peripherraum vorschoben. Bislang weitgehend imperial gedachte Räume erhielten spätestens zur Mitte des 19. Jahrhunderts massive Konkurrenz seitens nationalstaatlicher Konzepte. Letztere setzen sich allmählich durch, existieren zunächst jedoch bis zum Ersten Weltkrieg oftmals parallel zueinander, ohne die imperialen Vorstellungen vollständig zu verdrängen. Die Diskussionen rund um das Centenarium 1914/1918 haben deutlich gezeigt, dass Raumkonzeptionen und damit verbundene Vorstellungswelten nach wie vor ein weites Feld an Forschungsdesiderata umfassen.

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Das erschien der KGKDS Grund genug, die Jahrestagung 2022 – gemeinsam mit der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU-München (IKGS), dem Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften Hermannstadt/ Institutul de Cercetări Socio-Umane Sibiu der rumänischen Akademie der Wissenschaften (ICSU), der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca und der Universität Hermannstadt – auf diesen Themenkomplex auszurichten. Im Zentrum soll dabei die Diskussion von Raumkonzeptionen und -theorien stehen, mit einem Fokus auf Mittel- und Südosteuropa, wie er seitens der Kommission als Arbeitsgebiet gesehen wird. Wichtig erscheint den Veranstaltern einerseits die Berücksichtigung einer breiten Perspektive auf die Longue durée seit dem 18. Jahrhundert und andererseits die Miteinbeziehung der zeitgenössischen, jeweils größeren Öffentlichkeit des politischen und gesellschaftlichen Feldes, über die engere Geschichtsschreibung hinaus.

Für die Beiträge ist eine max. Länge von 20 Minuten vorgesehen. Wir bitten um ein Abstract im Umgang von bis zu 3.000 Zeichne sowie Vortragstitel und Kurzbiografie per Email an Florian Kührer-Wielach (kuehrer@ikgs.de) bis zum 1.3.2022. Die Bewerber*innen werden bis 31.3.2022 benachrichtigt. Für Nichtmitglieder der KGKSD kann ggf. ein bedingter Reisekostenzuschuss gewährt werden.

 

CfP | 6. Kongress des Mitteleuropäischen Germanistenverband (MGV) an der Universität Olsztyn/Allenstein | 22.-24. September 2022

 

Der ursprünglich für den Herbst 2021 geplante Kongress wird wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben. Das Thema lautet “Wende? Wenden!”. Den Organisatoren geht es darum, alle Wende-Erscheinungen und -Auffassungen in den Blick zu nehmen, die – im Sinne einer Zeitenwende – Aufbruch und Neuorientierung verhießen. Dieses Thema wird in den Bereichen Literatur- und Kulturwissenschaft, Linguistik und Fremdsprachendidaktik diskutiert werden.

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CfP | „Krankheitsbilder. Aufbrechen von Tabus in der deutschsprachigen Literatur“

 

Die Redaktion der Zeitschrift Anafora und Gastherausgeberin Sonja Novak (Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften Osijek) lädt zu einem Call for Papers zum Thema „Krankheitsbilder. Aufbrechen von Tabus in der deutschsprachigen Literatur“ ein.

Das Sonderheft der Zeitschrift Anafora 8.2(2021) stellt im Allgemeinen die Frage, wie Krankheit im breitesten möglichen Sinne in litera­rischen Werken des deutschsprachigen Gebiets dargestellt wurden und werden.

Rückmeldung bis zum 1. April 2021

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CfP/CfA | „Unter Beobachtung – Vertriebenenorganisationen und -funktionäre im Blick der sozialistischen Staaten des östlichen Europas (1949–1989)“

 

Tagung und Themenband des Journals für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (JKGE) / Journal for Culture and History of the Germans in Eastern Europe 3 (2022)

Herausgeber: Stefan Lehr

Die Staaten des östlichen Europas, in denen vor 1939 deutsche Minderheiten gelebt hatten oder an die nach dem Zweiten Weltkrieg Gebiete des Deutschen Reiches übergegangen waren, beobachteten die politischen Aktivitäten der aus diesen Territorien geflohenen und vertriebenen Deutschen in der Bundesrepublik aufmerksam. Die meisten der von der Observation betroffenen Personen kamen aus den Regionen, die nunmehr zu Polen und der Tschechoslowakei gehörten. In beiden Ländern hatte sich in der Zwischenkriegszeit das Zusammenleben mit der deutschen Minderheit problematisch gestaltet. Während des Zweiten Weltkrieges hatten Polen und Tschechen unter den Verbrechen der Nationalsozialisten gelitten, in die auch ‚Volksdeutsche‘ involviert waren. Die Forderungen der bundesdeutschen Vertriebenenverbände nach Gebietsrückgaben verstärkten die auf negativen Erfahrungen beruhenden Wahrnehmungen dieser Staaten. Somit handelte es sich um eine durch Misstrauen geprägte und ideologisch aufgeladene ‚Feindbeobachtung‘ im Ost-West-Konflikt.

Die Observation der seit Ende der 1940er Jahre in der Bundesrepublik entstandenen Vertriebenenorganisationen und -institutionen durch die staatssozialistischen Länder des östlichen Europas (Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, DDR, Sowjetunion und Jugoslawien) ist Gegenstand einer Tagung, die für den Juli 2021 im Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg geplant ist. Im Anschluss an diese Konferenz sollen ausgewählte Beiträge im Journal für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (JKGE) / Journal for Culture and History of the Germans in Eastern Europe als Themenausgabe publiziert werden.

Im Fokus stehen die Methoden der Sammlung und Auswertung von Informationen über Vertriebenenorganisationen und -funktionäre durch die Nachrichtendienste für ihre politischen Auftraggeber.

Bitte senden Sie ein Abstract in deutscher oder englischer Sprache (max. 2.500 Zeichen) Ihres geplanten (unveröffentlichten) Beitrags, dazu einen kurzen Lebenslauf bis zum 31.1.2021 per E-Mail an Dr. Stefan Lehr, E-Mail stefan.lehr@bkge.uni-oldenburg.de. Die Tagung soll am 1./2. Juli 2021 im BKGE in Oldenburg stattfinden. Aufgrund der Corona-Pandemie wird sie entweder als hybride Veranstaltung oder online realisiert. Eine Entscheidung darüber wird bis Mitte April bekanntgegeben.

CfP/CfA als PDF-Download (deutsch und englisch)